Die deutsche Gesellschaft altert. Aber der "Altenquotient", mit dem häufig politische Empfehlungen begründet werden, erlaubt keine Rückschlüsse auf die ökonomischen Belastungen durch den demografischen Wandel. Stattdessen muss das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Bezieherinnen und Beziehern von Renten, Arbeitslosengeld und ähnlichen Transferleistungen in den Blick genommen worden. Damit kommt dem Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle bei der Milderung der Folgen des demografischen Wandels zu. Wenn sich die deutsche Erwerbsbeteiligung künftig schwedischem Vorbild annähern würde, ändern sich die ökonomischen Abhängigkeitsverhältnisse in einem sehr überschaubaren Umfang. Mit Hilfe des ökonometrischen Makro-Modells des IMK wird gezeigt, dass mit Lohnerhöhungen, die sich am Produktivitätszuwachs und am Inflationsziel der EZB orientieren, und mit einer wachstumsorientierten Finanzpolitik Beschäftigungsgewinne erzielt werden können, mit denen das schwedische Beschäftigungsniveau langfristig erreicht werden kann. Und dabei sinkt die Schuldenstandquote des Staates und die "Rente mit 70" wird obsolet. ; German society is ageing. But the "old-age dependency ratio", which is often used to justify political recommendations, does not allow conclusions to be drawn about the economic burdens of demographic change. Instead, the relationship between employed persons and recipients of pensions, unemployment benefits and similar transfer payments must be taken into account. The labour market thus plays a central role in mitigating the consequences of demographic change. If German labour force participation in the future were to approach the Swedish model, economic dependencies would change to a very manageable extent. The IMK econometric macro model shows that wage increases in line with productivity growth and ECB`s inflation target together with a growth-oriented fiscal policy can generate employment gains that can reach the Swedish employment level in the long term. At the same time the government debt GDP ratio decreases and the "pension at 70" becomes obsolete.
Die Rentenversicherung mit ihrem hohen Ausgabenvolumen ist prinzipiell als Konjunkturstabilisator gut geeignet. Damit sie diese Funktion aber voll wahrnehmen kann, bedarf es einer ausreichend hohen Schwankungsreserve. Letztlich sollte die Schwankungsreserve vor Beginn einer Rezession aber eine solche Höhe haben, dass auch eine starke und lang andauernde Krise ohne eine Beitragssatzanhebung gemeistert werden kann. Denn eine Beitragssatzanhebung innerhalb einer Rezessionsphase wirkt ihrerseits noch Krisen verstärkend. Daher sollten mindestens 3 Monatsausgaben als Schwankungsreserve vorgesehen werden. Angesichts der derzeitig günstigen Finanzlage der Rentenversicherung jetzt kurzfristig die Beitragssätze zu senken, obwohl man mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass sie anschließend - in Stufen - sogar deutlich erhöht werden müssen, ist wirtschaftspolitisch kontraproduktiv. Die aktuelle Diskussion zu den hohen Realeinkommensverlusten der Rentner und Rentnerinnen in den vergangenen 12 Jahren in der Größenordnung von 20 Prozent, die drohende Altersarmut breiter Bevölkerungsteile und ein zu niedriges künftiges Rentenniveau legen es nahe, kurzfristig die Beitragssätze nicht zu senken, sondern sich noch einmal prinzipiell Gedanken zur Konzeption einer nachhaltigen Rentenreform zu machen. ; The public pension insurance system should be financed in a way so it can work as a built-in-stabilizer during the business cycle. Therefore it needs a minimum reserve of 3 months payments. Otherwise contribution rates would have to be increased and pensions would have to be reduced during a recession. Therefore contribution rates should not be reduced at the moment. Instead contribution rates should be increased and the money should be used to finance higher pension rates.
Zunächst wird gezeigt, daß die Lohnquote seit 1982, als sie ihren höchsten Stand in der Geschichte der Bundesrepublik erreicht hatte, fast kontinuierlich gesunken ist und die Gewinnquote entsprechend gestiegen ist. Anschließend werden die Einflüsse der Arbeitszeitverkürzung sowie der Finanz- und Sozialpolitik auf die Einkommensverteilung untersucht. (IAB)
Zunächst wird gezeigt, daß die Lohnquote seit 1982, als sie ihren höchsten Stand in der Geschichte der Bundesrepublik erreicht hatte, fast kontinuierlich gesunken ist und die Gewinnquote entsprechend gestiegen ist. Anschließend werden die Einflüsse der Arbeitszeitverkürzung sowie der Finanz- und Sozialpolitik auf die Einkommensverteilung untersucht. (IAB)
Die große Koalition hat sich in den Koalitionsverhandlungen 2018 auf einige rentenpolitische Maßnahmen verständigt. Leistungsverbesserungen wurden teils mit dem "Rentenpakt 2018" bereits umgesetzt (u.a. Verbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente und der "Mütterrente"), die Grundrente befindet sich noch im Gesetzgebungsprozess und die Absicherung von Selbständigen muss noch angegangen werden. Diese Aktivitäten sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Grundfrage nach der Weiterentwicklung des Systems der Alterssicherung ungelöst ist. Zur Klärung dieser Frage wurde im Koalitionsvertrag vereinbart, eine Rentenkommission "Verlässlicher Generationenvertrag" einzuberufen, "die sich mit den Herausforderungen der nachhaltigen Sicherung und Fortentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung und der beiden weiteren Rentensäulen ab dem Jahr 2025 befassen wird" (CDU/CSU/SPD 2018: 92). Inhaltlich wurde eine doppelte, langfristige Haltelinie für Beiträge und Niveau angestrebt. Die Rentenkommission sollte laut Koalitionsvertrag u.a. "[…] die Stellschrauben der Rentenversicherung in ein langfristiges Gleichgewicht bringen […]" (ebda.). Die Kommission hat ihren Bericht am 27.03.2020 vorgelegt (Kommission 2020). Dieser Policy Brief nimmt eine Darstellung, Einordnung und Bewertung der aus Sicht der Verfasser wichtigsten Punkte vor. Der Schwerpunkt liegt auf den Vorschlägen zur Entwicklung der Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung. Nicht behandelt werden hier also beispielsweise die Vorschläge der Kommission zu Prävention und Rehabilitation, zur Mindestrücklage in der gesetzlichen Rentenversicherung oder zur privaten und betrieblichen Vorsorge.
"Deutschlands Wirtschaft befindet sich seit 2005 in einem Konjunkturaufschwung, der bis in das Jahr 2008 hineinreicht. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt ist dabei bis zum Frühjahr 2008 um rund 9% gestiegen. Das ist eine Entwicklung, die in den ersten elf Quartalen mit dem vorherigen Aufschwung zwischen 1998 und 2001 vergleichbar ist. Der derzeitige Aufschwung hält jedoch länger an als der frühere. Die Zahl der Beschäftigten insgesamt hat etwas weniger, die der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten dagegen etwas stärker zugenommen. Die versprochene Beschäftigungsdividende für Lohnmoderation und Arbeitsmarktflexibilisierung fiel dagegen aus, der - erzwungene - Verzicht auf angemessene, an Inflationsziel und Produktivitätssteigerung orientierte Lohnsteigerungen hat sich damit nicht gelohnt. Dafür stiegen die Dividenden und Kursgewinne der Aktienbesitzer umso mehr. Auch die Rentner und andere Transfereinkommensbezieher leiden unter dieser Umverteilung. Die reale Einkommenssituation vieler Haushalte ist heute schlechter als zuvor und sie müssen auch mehr privat für das Alter und andere Lebensrisiken vorsorgen. Nicht die Masse der Arbeitnehmer und nicht die Transfereinkommensbezieher haben vom Aufschwung profitiert. Wohl aber die Unternehmensvorstände, die Vermögensbesitzer und viele Selbstständige." (Autorenreferat)
"Deutschlands Wirtschaft befindet sich seit 2005 in einem Konjunkturaufschwung, der bis in das Jahr 2008 hineinreicht. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt ist dabei bis zum Frühjahr 2008 um rund 9 % gestiegen. Das ist eine Entwicklung, die in den ersten elf Quartalen mit dem vorherigen Aufschwung zwischen 1998 und 2001 vergleichbar ist. Der derzeitige Aufschwung hält jedoch länger an als der frühere. Die Zahl der Beschäftigten insgesamt hat etwas weniger, die der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten dagegen etwas stärker zugenommen. Die versprochene Beschäftigungsdividende für Lohnmoderation und Arbeitsmarktflexibilisierung fiel dagegen aus, der - erzwungene - Verzicht auf angemessene, an Inflationsziel und Produktivitätssteigerung orientierte Lohnsteigerungen hat sich damit nicht gelohnt. Dafür stiegen die Dividenden und Kursgewinne der Aktienbesitzer umso mehr. Auch die Rentner und andere Transfereinkommensbezieher leiden unter dieser Umverteilung. Die reale Einkommenssituation vieler Haushalte ist heute schlechter als zuvor und sie müssen auch mehr privat für das Alter und andere Lebensrisiken vorsorgen. Nicht die Masse der Arbeitnehmer und nicht die Transfereinkommensbezieher haben vom Aufschwung profitiert. Wohl aber die Unternehmensvorstände, die Vermögensbesitzer und viele Selbstständige." (Autorenreferat, IAB-Doku)